
Die Anfänge des Elektrizitätswerkes der Stadtgemeinde Amstetten
Das Elektrizitätswerk der Stadtgemeinde Amstetten wurde in der verhältnismäßig kurzen Zeit von 02.01.1900 bis zum 26.1.1901 erbaut. Bei der Ortschaft Greinsfurth wurde durch die Ybbs ein 75 m breites Betonwehr errichtet, von dem ein 1,4 km langer Oberwasserkanal zum Kraftwerk führt und ein Nutzgefälle von 10 m aufweist. Drei Voith-Francis-Zwillingsturbinen, direkt gekoppelt mit je einem 3.000 Volt S & H Drehstromgenerator und einer Gesamtleistung von 863 PS gelangten zum Einbau. Am Tag der Inbetriebsetzung des Werkes waren in Amstetten 2.800 Glühlampen und 68 PS Kraftstrom installiert.
Im Jahre 1905 wurde eine weitere Francis-Turbine eingebaut. Als Kraftreserve für wasserarme Zeiten (bei Trockenheit oder Frost) gelangte im Jahre 1912 ein 400 PS starker Dieselmotor der Firma M.A.N. zur Aufstellung. Gleichzeitig erfolgte der Ausbau von Hochspannungsleitungen in die Nachbargemeinden.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nahm die Ausgestaltung des Hochspannungsnetzes größere Ausmaße an und infolge der größeren Entfernungen musste die Spannung von 3.000 auf 10.000 Volt erhöht werden. In den Jahren 1926 bis 1927 wurde das Wehr in Greinsfurth umgebaut, ein kolksicherer Sturzboden sowie ein hydraulisches Dachwehr eingebaut.
1928 wurde an Stelle des veralteten, ein mit den damals modernsten Schalt- und Messapparaten ausgestaltetes, Schalthaus errichtet. Im gleichen Jahr schloss die Stadtgemeinde mit der NEWAG einen Stromlieferungsvertrag, der vorerst nur auf den Bezug aus der 60.000 Volt-Leitung abgestimmt war, ab. Zu diesem Zwecke errichtete das Elektrizitätswerk Amstetten ein Umspannwerk mit 2 Transformatoren und einer Gesamtleistung von 2.000 kVA, um die Spannung von 60.000 Volt auf 3.000 Volt zu reduzieren.

Von den 1930er Jahren bis in die Nachkriegszeit
Das Elektrizitätswerk Amstetten versorgte 1931 außer der Stadt und ihrer Industrie 20 Landgemeinden mit 65 Ortschaften mit elektrischer Energie. Mit den Nachbar-Elektrizitätswerken Ing. Roland Wüster, Ybbs, und dem Gemeinde-Elektrizitätswerk Ybbsitz wurde in den Jahren 1903 und 1933 je ein Stromlieferungsvertrag abgeschlossen und der Verbundbetrieb aufgenommen.
1930 erfolgte auch die Aufnahme der Stromlieferung aus der Eigenerzeugung an die NEWAG. Der Gemeinderat beschloss daher im Jahre 1931 infolge des ständig steigenden Leistungsbedarfes die Eigenerzeugung zu erhöhen. An Stelle der zwei alten, den technischen Anforderungen nicht mehr entsprechenden Francis-Turbinen mit einer Leistung von zusammen 630 PS, wurde eine moderne Kaplan-Turbine mit Schirmgenerator und einer Leistung von 1580 PS aufgestellt.
Mit Beginn des Krieges im Jahr 1939, der dadurch auftretenden Materialknappheit, Materialbewirtschaftung und der Energieablenkung für die Rüstung, wurde der weitere Ausbau der Stromverteilungs- und Stromerzeugungsanlagen gehemmt. Durch die Bombardierung der Stadt und der Umgebung entstanden große Schäden an den Hoch- und Niederspannungsleitungen und an Transformatorstationen. 1945 bis 1948 wurden neben der Beseitigung der Bombenschäden weitere Gebiete der Elektrifizierung zugeführt.
Das Elektrizitätswerk in den 1950er und 1960er Jahren
Eine sehr bewegte Zeit für das Amstettner Kraftwerk begann nach dem Krieg, da aufgrund des Verstaatlichungsgesetzes die damalige Landesgesellschaft NEWAG Eigentümer des Kraftwerkes werden sollte. Durch den beherzten Einsatz der Amstettner Bevölkerung und insbesondere der E-Werks-Bediensteten konnte die tatsächliche Übergabe vereitelt werden, im Grundbuch wurde aber dennoch die Landesgesellschaft als Eigentümer eingetragen.
Trotz mehrmaliger Gebietsabtretungen in den Jahren 1953 bis 1979 an die NEWAG, stieg der Strombedarf im Versorgungsgebiet ständig und insbesonders ab den 60er Jahren beträchtlich an. Wieder musste vorgesorgt werden, um diesen erhöhten Bedarf decken zu können. Nachdem bereits im Jahre 1956 am alten Wehr infolge des Einbaus eines Wehrverschlusses aus Stahlblech (Fischbauchklappe) ein höheres Stauziel erreicht worden war, wurde im Jahr 1960 an Stelle der beiden verbliebenen Francis-Turbinen eine neue Kaplan-Turbine mit einer Leistung von 1780 KW eingebaut. Zum gleichen Zeitpunkt wurde das 60/3 kV-Schalthaus auf 20 kV umgebaut. Ohne die Kosten den Stromabnehmern anzulasten, wurde die Umstellung des Niederspannungsnetzes von 150 auf 220/380 Volt im Jahre 1963 abgeschlossen. Zwei Jahre später erfolgte der Einbau einer automatischen Wasserstandsmess- und Regeleinrichtung für die Wehranlage.

Weiterentwicklung von den 1970er Jahren bis 1990
Im Jahre 1972 wurde der seit 1911 in Betrieb stehende 400 PS Dieselmotor ausgetauscht. Seit dem Jahre 1975 erfolgt die Stromverrechnung über eine EDV-Anlage, welche in der Zwischenzeit mehrmals den aktuellen Anforderungen angepasst werden musste.
Die Umstellung der Hochspannungsleitungen im Überlandgebiet erfolgte im Jahre 1977. Die Kapazität des Kraftwerkes Allersdorf betrug zu diesem Zeitpunkt mit der hydraulischen Kraftanlage 2.580 kW und mit der Dieselkraftanlage 280 kW, insgesamt also 2.860 kW. Für die automatische Schaltung der Straßenbeleuchtung und der Nachtstromzähler wurde im Jahr 1986 eine Rundsteueranlage eingebaut. Im Jahre 1988 wurde die seit 1931 im Einsatz stehende Turbine gegen eine neue Rohrturbine ausgetauscht. Die feierliche Inbetriebnahme erfolgte im Mai 1989. Die Leistung der neuen Rohrturbine beträgt 1.710 kW und wurde von der VOEST geliefert.
Die im Jahr 1989 aufgenommenen Verhandlungen mit der EVN zwecks der grundbücherlichen Rückübereignung, konnten im Jahr 1990 positiv abgeschlossen werden, so dass das Kraftwerk Amstetten wieder voll im Besitz der Stadtgemeinde Amstetten ist. Im Zuge dieser Rückübereignung erfolgte auch die letzte Gebietsabtretung, das Versorgungsgebiet Euratsfeld, an die EVN.

Das Elektrizitätswerk am Weg in die Gegenwart
Im Jahre 1993 wurde das gesamte Mittelspannungsnetz auf 20 kV umgestellt und die letzten Mittelspannungsfreileitungen abgetragen. Damit beträgt der Anteil der unterirdischen Kabelleitung im Stadtgebiet 100 %.
Im Jahr 2011 wurde nach rund zehnjähriger Planung die neu sanierte Wehranlage in Greinsfurth seiner Bestimmung übergeben. Im Zuge eines EU-geförderten Projekts zur Renaturierung der Ybbs wurde eine Organismenwanderhilfe sowie eine Restwasserturbine mit einer Leistung von 480 kW errichtet. Der Ybbsfluss ist somit für Kleinstlebewesen und Fische nach mehr als 110 Jahren wieder durchgängig passierbar.
Heute beträgt die Stromaufbringung im Netz der STADTwerke Amstetten rund 77 Gigawattstunden wovon ca. 20 % durch Eigenerzeugung abgedeckt werden können, der Rest muss von der Landesgesellschaft EVN (früher NEWAG) zugekauft werden. Derzeit wird das Stadtgebiet Amstetten mit Ausnahme einiger großer Industriebetriebe von den Stadtwerken mit elektrischer Energie versorgt, das entspricht ungefähr einer Anzahl von 9.700 Kundenanlagen.
Die Verteilleitungen haben derzeit eine Länge von rd. 225 km. Die Fläche des Versorgungsgebietes beträgt ca. 20,4 km², es sind derzeit 11.628 Zähler montiert.
Die STADTwerke Amstetten liefern ausschließlich Strom aus 100 % erneuerbaren Energieträgern.
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